Das bis zum Jahr 2015 als von Computern unschlagbar geltende, chinesische Brettspiel Go ist ebenfalls gefalle. Denn im Oktober 2015 konnte die von Google entwickelte Software namens AlphaGo den mehrfachen Europameister Fan Hui besiegen. Obwohl das bereits im 4. Jahrhundert vor Christus erfundene Brettspiel aus China lange Zeit für Computer als zu komplex, zu viele mögliche Spielzustände, zu viele Variablen umfassende galt.
Fällt jetzt auch Poker?
Fällt nun auch das Poker als weitere Spielart, in der die KI dem Menschen überlegen ist? Wenn es nach Wissenschaftler des University College London (UCL) geht, ja. Sie haben einen Algorithmus vorgestellt, mit denen künstliche Intelligenzen die Pokerarten Texas Hold’em und einfaches Leduc Poker spielen können. Die künstliche Intelligenz kann sich das Pokerspielen mit der Methode des „Sich selbst verstärkenden Lernens“ über fiktive Wettkämpfe selbst beibringen, also quasi Erfahrungen sammeln. Dafür benötigt sie noch nicht einmal Strategiekenntnisse. Die Software kann aus eigenen Fehlern Konsequenzen ziehen und unter Einbezug neuraler Netzwerke Lösungen finden, Pokerspiele zu gewinnen. Das Modell könne bereits das Nash Equilibrium für Leduc Poker simulieren, so die Wissenschaftler. Ein Durchbruch für die Pokerart Texas Hold’em stehe ebenfalls kurz bevor.
Der Forschungsstudent Johannes Heinrich und UCL-Dozent David Silver, der auch bei DeepMind arbeitet und Hauptprogrammierer von AlphaGo war, entwickelten den Algorithmus gemeinsam und stellten ihn nun vor. Die einfache Poker-Variante Leduc, die nur mit einem Deck von sechs Karten gespielt wird, gilt von der künstlichen Intelligenz als bereits gelöst. In Kürze soll aber auch das deutlich komplexere, weil mit einem Kartendeck von 52 Karten gespielte Texas Hold’em gelöst werden.
KI musste zuletzt eine Niederlage einstecken
Bereits im Jahr 2015 gab es einen Wettkampf zwischen einer Poker-Software und professionellen Pokerspielern. Die Carnegie Mellon Universität schickte ihren „Claudico“ genannten Poker-Bot gegen vier echte Poker-Profis in einen Texas Hold’em Wettkampf. Die stolze Anzahl von 80.000 Händen der Spielart No-Limit Hold’em Heads-Up wurden gespielt.
Letztendlich musste Claudico eine Niederlage einstecken, denn die menschlichen Spieler setzten sich am Ende doch recht deutlich durch. Sie erspielten 7.327 Big Blinds. Informatikprofessor und Claudico-Entwickler Dr. Toumas Sandholm wollte sich trotzdem nicht geschlagen geben und sprach trotzdem von einem statistischen Unentschieden. Grund hierfür sei, dass die Poker-Profis zwar 9,15 Big Blinds pro 100 Hände Gewinn gemacht hatten, aufgrund der hohen Varianz jedoch nur mit 92 Prozent Zuversicht von einem Sieg gesprochen werden konnte.