Nun gibt es ein Urteil von höchster Stelle. Denn ein Gericht in den Niederlanden hat kürzlich ein Urteil aus dem Jahr 2010 revidiert und neu entschieden, dass Poker doch als Glücksspiel anzusehen sei. Jahrelang hatten Pokerspieler dafür bekämpft, dass Poker als Geschicklichkeitsspiel wie Schach oder Bridge angesehen wird. Sicherlich spielt beim Pokern auch eine gewisse Portion Glück eine Rolle. Primär entscheiden aber Können, Kalkül und das Lesen des Gegners über Sieg oder Niederlage am Pokertisch – so die einhellige Meinung aller Pokerspieler.
Poker ist Glücksspiel
Ein Glücksspiel liegt laut Definition vor, wenn bei einem Spiel für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Das kritische und damit entscheidende Definitionsmerkmal für das Pokerspiel ist, ob der Zufall oder die Geschicklichkeit überwiegt. Überwiegen tut ein Merkmal, wenn es zu mehr als 50 Prozent für das Ergebnis eines Spieles verantwortlich ist.
Laut dem niederländischen Gericht und zahlreichen anderen juristischen Meinungen ist dies beim Pokern der Fall. Die meisten Gerichte unterstützen diese Auslegung. Für sie ist und bleibt das beliebte Kartenspiel Poker ein Glücksspiel, bei dem zum um einen monetären Einsatz gespielt wird und das zum anderen auch süchtig machen kann. Deswegen müsse es staatlich reguliert und kontrolliert werden. Dem jüngsten Urteil des niederländischen Gerichts liegt ein Fall von vor rund 10 Jahren zu Grunde. Zwischen 2005 und 2007 hatten Richard Blaas und Rene Kurver in der Bar Cafe de Viersprong Bussum im niederländischen Amsterdam Pokerturniere mit einem Einsatz von 10 Euro veranstaltet. An diesen nahmen bis zu 70 Spieler an 7 Tischen teil. Die Turniere flogen auf und die beiden Männer wurden vor Gericht angeklagt.
Laut erster Instanz war Poker ein Geschicklichkeitsspiel
Im Juli 2010 konnte die Verteidigung in der ersten Instanz das Gericht von ihrer Meinung überzeugen, dass das Pokern als ein Geschicklichkeitsspiel anzusehen ist. Doch das Urteil wurde nicht rechtskräftig, sondern das Verfahren ging in Revision. Nun, fast sechs Jahre später, revidierte eine höhere Instanz in Amsterdam das Urteil. Poker sei laut dem Gericht doch ein Glücksspiel, da der Zufall entscheide, welche Karten man auf die Hand bekomme und welche auf dem Tisch ausgespielt werden. Zudem seien bei den Turnieren in der Bar die Blinds kontinuierlich gestiegen, was für das Gericht ein weiteres Indiz dafür sei, den Geschicklichkeitsanteil geringer zu bewerten.
Die beiden Angeklagten Richard Blaas und Rene Kurver wurden wegen der Veranstaltung von Glücksspielen ohne Erlaubnis vom Amsterdamer Gericht zu einer Geldstrafe von je 1.250 Euro verurteilt. Zudem bekamen sie zwei Jahre auf Bewährung. Der Barbesitzer, eine weitere beteiligte Person im Prozess, ist mit einer Geldstrafe von 500 Euro davongekommen. Das Holland Casino, das unter anderem auch das bekannte Pokerturnier Amsterdam Masters Classic of Poker ausrichtet, bleibt damit der einzige Ort in den Niederlanden, an dem legal Poker gespielt werden darf. Auch wenn die Poker-Fangemeinde sicherlich weiter dafür kämpfen wird, dass Poker irgendwann das verruchte Image des Glücksspieles los wird.